Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
4,0
stark
Gold - Im Rausch der Gier
Zac Efron frisst fürs neue Image Wüstensand
Von Lutz Granert
Gutaussehend, gut gelaunt und Tanzen kann er auch noch: So avancierte Sunnyboy Zac Efron dank Auftritten in der „High School Musical“-Reihe zum Teenie-Schwarm. So ging das dann auch mehr oder weniger weiter bis zu seiner Rolle als arrogantes Schwimm-Ass im verunglückten „Baywatch“-Kinofilm von 2017. Der Kalifornier war damals 30 Jahre alt – und vollzog im Anschluss mithilfe einer mutigen Rollenauswahl in den vergangenen Jahren einen radikalen Imagewandel. Während er in „Extremely Wicked, Shockingly Evil And Vile“ den engelsgesichtigen Frauenmörder Ted Bundy mimte, kehrt sich diese innere Hässlichkeit im abgründigen Abenteuerfilm „Gold – Im Rausch der Gier“ nun auch nach außen – denn sie wird ihm durch erbarmungslose Sandstürme und die brennende Wüstensonne wortwörtlich ins wettergegerbte Gesicht geschrieben.
Die Dreharbeiten des Survivalthrillers müssen besonders für Zac Efron tatsächlich eine Tortur gewesen sein. Gefilmt wurde nämlich während der Corona-Pandemie bei bis zu 70 Grad Celsius im australischen Outback. Während eines drei Stunden andauernden Sandsturms brach sich der Hollywoodstar zudem einen Handknochen, was er den Crewmitgliedern allerdings verschwieg, weil sonst der Abbruch des Dreharbeiten gedroht hätte. Und so glaubt man dem australischen Regisseur und DrehbuchautorAnthony Hayes durchaus, dass es sich um den „brutalsten Dreh“ seiner 35-jährigen Karriere handelte. All die Strapazen haben sich jedoch gelohnt: Angereichert mit ebenso tristen wie wunderschönen Naturaufnahmen und einer aufs Wesentliche fokussierten Dramaturgie entwickelt sich „Gold“ zusehends zu einer tiefschürfenden Meditation über die Abgründe menschliche Gier.
Der „High School Musical“-Schwarm Zac Erfon beweist diesmal Mut zur Hässlichkeit.
In naher Zukunft: Ein namenloser Glücksritter (Zac Efron) kommt mit dem Zug im Wüstenkaff Greenview an. Von dort soll ihn ein Fahrer (Anthony Hayes) durchs australische Outback zu einem potenziellen neuen Arbeitgeber bringen. Eine Panne zwingt das Duo im Nirgendwo der Wüste zu einer ungeplanten Rast – und die Zweckgemeinschaft entdeckt wenige Meter entfernt von der Straße und nur von einer dünnen Staubschicht bedeckt einen riesigen Goldklumpen.
Nach anfänglicher Euphorie bemerken die Männer, dass ihr Fund mit dem Jeep nicht gehoben werden kann. Also beschließen sie, sich aufzuteilen: Während der Fahrer verspricht, in einigen Tagen mit schwererem Gerät wiederzukommen, bleibt der andere Mann ausgestattet mit einigen Litern Wasser und einem Satellitentelefon im Outback zurück, um auf den Schatz aufzupassen. Doch die Rückkehr des Fahrers zieht sich hin, die Vorräte gehen zur Neige – und dann taucht auch noch eine entstellte Frau (Susie Porter) auf, die lästige Fragen stellt...
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Ein Mensch gegen die Natur: Über weite Strecken zeigt „Gold“ den Überlebenskampf eines zunehmend verzweifelten Mannes im australischen Outback. Dass man mitfiebert, wenn er sich aus dem Wrack eines abgestürzten Flugzeugs eine Art schützendes Tipi baut, nachts heulende Wölfe mit Feuer vertreibt oder er eine Schlange töten will, dabei aber doch nur einen Teil seiner ohnehin geringen Wasservorräte verschüttet, ist vor allem dem stark aufspielenden Zac Efron zu verdanken. Der spielt hier nämlich nicht nur optisch – zerlumpt, verschwitzt, mit Vollbart und schmerzhaftem Sonnenbrand – gegen sein nach wie vor bestehendes Saubermann-Image an, sondern liefert auch einfach eine mitreißende Performance.
Er macht die zunehmende Verzweiflung und Aggression seiner mit schwindenden Kräften konfrontierten Figur greifbar, die zunehmend auf ihre niederen (Überlebens-)Instinkte zurückgeworfen wird. Retardierende Elemente und einige Längen bleiben dabei zwar nicht aus – doch dafür sind die zahlreichen Sonnenauf- und -untergänge über dem kargen Outback in epischen Supertotalen auch die einzigen Farbtupfer in den ansonsten stark entsättigten Bildern, die sich immer mehr Schwarz-Weiß-Aufnahmen annähern.
Eindrucksvolle Outback-Panoramen – und der Sandsturm ist sogar echt!
Anthony Hayes, der auch selbst die Rolle des Fahrers spielt, beschränkt sich sowohl optisch als auch dramaturgisch aufs Wesentliche und kommt mit nur einer Handvoll Figuren aus. Trotz (oder gerade wegen) dieses Minimalismus gelingt es ihm, den Plot zunächst fast unmerklich zu einer zutiefst entlarvenden, abgründigen Abhandlung über den Fatalismus der Gier im Menschen zuzuspitzen.
Der moralische Zeigefinger bleibt dabei zum Glück aus, vielmehr implementiert Hayes in der letzten halben Stunde einige überraschende Wendungen in seinen Film, der so durchaus gesellschaftskritische Töne anschlägt. Damit gelingt es ihm, „Gold“ trotz unbestreitbarer Genrekino-Qualitäten – staubig-dystopisches „Mad Max“-Flair und einige klassische Westernmotive – eine ungeahnte Tiefe zu verleihen, die auch nach der Sichtung noch nachhallt.
Fazit: Zac Efron erwies sich bei den Dreharbeiten zu „Gold – Im Rauch der Gier“ als hart im Nehmen – und liefert so eine mitreißende (Beinahe-)One-Man-Show ab. Der ambitionierte, mit epischen Breitwandbildern aufwartende Survivalthriller hätte die große Leinwand redlich verdient, ist aber auch im Heimkino ein Ereignis.
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